Abenteuer Dunkelkammer

Heike Thomese-Osthoff · März 22, 2017 · Exkursionen 2017, Projekte/Exkursionen · 0 comments

Vor vielen Jahren, es sind tatsächlich schon mehr als 20 Jahre, da habe ich gelernt Filme und Bilder selbst zu entwickeln. Ich liebte den Geruch der Chemie, die Ruhe und die Spannung auf das Ergebnis.

Heute ist analoge Fotografie fast ausgestorben. Es ist kaum zu glauben, dass es junge Menschen gibt, die nie eine analoge Kamera genutzt haben.

Wir sind gerade dabei, sie wieder aufleben zu lassen. Doch wie kam es dazu? So genau weiß ich es selbst nicht mehr. Mir ging die Datenflut, das schnelle Bildermachen, das Löschen so vieler Bilder und ganz besonders die Bildbearbeitung am PC ziemlich auf den Keks. Ein Foto hatte nicht mehr den Stellenwert für mich so wie früher. Fotos empfand ich nicht mehr als abgebildete Realität, sondern als verfremdete Pixelansammlungen.

Und so jammerte ich der analogen Fotografie ständig hinterher. Bis ich beim Fotoclub an der VHS mit Ralf in Kontakt kam, der hatte noch eine komplette Dunkelkammer im Keller stehen, die er….nicht mehr nutzte! Er hatte keine Lust dazu. Nach ein paar Überredungskünsten meinerseits haben wir alles bei ihm abgebaut und in meinem kleinen Studio wieder aufgebaut.

Weil alles viel mehr Spaß gemeinsam macht tüfteln wir nun gemeinsam in der Dunkelkammer rum. Und als wir beim Fotoclub davon erzählten, bekamen immer mehr Interesse an der guten analogen Fotografie! So wurden Mama´s, Papa´s und die restliche Verwandschaft angerufen, Ebay durchforstet, Keller durchsucht und siehe da! Plötzlich hatte jeder eine alte analoge Kamera bei der Hand. Und wie es so ist bei guter Handarbeit: alle funktionieren noch sehr gut! Teilweise mussten erst neue Batterien für die Belichtungsmesser besorgt werden. Aber wofür sind all die Knöpfe und Hebel? Was passiert, wenn man hier zieht? Oh…der Kamera-Filmdeckel geht auf! Wie, nun ist der Film schwarz?

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Foto: Peter Klein

Was lag da näher, als gemeinsam einen Fotowalk zu machen. Wir trafen uns in Dortmund, ich hatte für alle Filme dabei und so zogen wir los. Schon das Filmeinlegen war aufregend. Etwas, was uns alten Hasen immer noch locker von der Hand geht, war für andere eine Fuckelarbeit. Aber es funktionierte bei jedem von uns. Dietmar traute seinen Fähigkeiten nicht ganz und hat dann zwischendurch einfach mal seine Kamera aufgemacht und nachgesehen, ob sein Film auch weitergespult wird. Leider war keiner auf Zack und hat diese Situation aufgenommen. Herrlich, dieser Gesichtsausrdruck, als der Film aus der Kamera gesprungen kam! Dank Ralf´s Hilfe war die Situation schnell gerettet und Dietmar konnte weiter fotografieren.

Unter Peter´s Führung suchten wir Motive in der Dortmunder Innenstadt. Als wir losgingen, da habe ich alle beobachtet und musste schmunzeln, wie zögerlich auf den Auslöser gedrückt wurde. Da hockte der eine mal hier, der andere dort, schaute durch den Sucher und…stand auf und ging weiter. Aber das bekannte Klacken des Spiegels beim Auslösen blieb aus. Es wurde sozusagen Film gespart für das richtige Bild. Alle hatten nämlich nur 36 Bilder zur Verfügung.

„Wenn ich dran denke, wie oft ich nach dem Auslösen auf den schwarzen Kameradeckel geguckt habe…“, sagte Dietmar nach unserem Ausflug. Das ging irgendwie uns allen so. Bild gemacht und dann sofort der Blick auf´s nicht vorhandene Display!

Später im Studio haben wir dann die Filme entwickelt. Jeder musste seinen Film selbst aus der Filmdose holen, einspulen und in die lichtdichte Jobo-Entwicklerdose packen. Mit einem Versuchsfilm habe ich das Ganze erstmal im Hellen mit allen geübt, dann das Licht ausgemacht und im Dunkeln geübt. Beim Filmeinspulen muss es nämlich stockdunkel sein.

Was war das für eine Aufregung und Spannung bei einigen, als es dann richtig los ging, mit ihren eigenen Filmen! Tanja hüpfte auf und ab vor Aufregung!img_1610Was kam als nächstes? Natürlich die Entwicklung. Damit alle wussten, was sie tun müssen, hatten Ralf und ich an der Tafel alles notiert. So musste jeder nur einen Blick daraufDSC_1724 werfen und hatte alle wichtigen Schritte und Daten. Wir gaben ein wenig Hilfestellung. Alle hatten mächtig Spaß am Kippen und frotzelten währenddessen rum. Nach gefühlten Stunden später und lahmen Armen vom Kippen kam dann endlich der entscheidene Moment! Entwicklerdose auf und schauen, ob der Film belichtet ist!

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Und siehe da: Jeder hatte tolle Negative! Okay, Dietmar hatte da ein Stück komplett schwarz (Ihr erinnert euch? Er schaute mal nach, ob der Film transportiert wird ;-)). Aber der Rest seines Filmes war gut!

Glücklich und zufrieden musste nun erstmal eine Stärkung her. Denn Geselligkeit gehört auch dazu und so haben wir gemeinsam vorm Studio gegrillt und gegessen und gequatscht und Spaß gehabt. Was will man mehr?!DSC00171

An einem nächsten Treffen haben wir Abzüge erstellt. Was nützt ein Negativ ohne Papierabzug? Auch das war für viele das allererste Mal! Jeder durfte sich sein Lieblingsbild aussuchen und wir haben es gemeinsam vergrößert. Alles vorbereiten und los ging´s ans Ausprobieren. Wie lange muss belichtet werden, welche Filter brauchen wir usw…img_1726

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Testvergrößerung um die richtige Belichtungszeit herauszufinden

Was für eine Spannung und Aufregung es doch ist, wenn nach dem Belichten das Papier in den Entwickler kommt und langsam ein Bild erscheint!img-20160614-wa0009-bearbeitet-2

Und irgendwann hatten alle fertige Abzüge von ihren Negativen! Hier in der Schlusswässerung:img_1724Was dann nicht fehlen durfte: Ein Abzug für jeden von unserem Gruppenfoto!img_3956

PS: So ganz ohne digitale Technik konnte dann doch keiner 😉 Hier entsteht gerade das Gruppenfoto der analogen Kameras (siehe das Bild oben)!wp-1477766974156.jpg

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